Sonntag, 7. April 2013

[Rezension] Rette mich ein bisschen

Titel: Rette mich ein bisschen
Autor: Jörg Thadeuz 
Taschenbuch: 240 Seiten 
Verlag: KiWi-Paperback; Auflage: 12 (20. Mai 2003) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3462032496 
ISBN-13: 978-3462032499

Kurzbeschreibung:
Ein außergewöhnlich schlechter Anfang ... Gunnar ist knapp 30 und hat sich in der ungemein behaglichen Männergesellschaft des Rettungsdienstes ganz gut eingerichtet, einer Welt aus groben Witzen, aber auch des solidarischen Bewusstseins gemeinsamen Strauchelns. Jeden Morgen beginnen sie ihre Schicht mit einem Blick auf die Todesanzeigen, die sie nur die »Reklamationen« nennen. Die Rettungswagenfahrer begegnen dem alten Mann, der den ganzen Tag in Großküchentöpfen Fleisch vom Knochen kocht, um es anschließend auf unzählige Näpfe zu verteilen. Die Hunde, die dieses Fleisch eigentlich fressen sollen, gibt es allerdings nur in seiner Phantasie. Weil seine Frau den Geruch nicht mehr aushalten kann, ruft sie die »112« an und damit überforderte Sanitäter ins Haus. So geht es Tag ein, Tag aus, und zwischen den mal absurden, mal skurrilen Einsätzen passiert ES. Während sein Kollege und er sich erfolglos bemühen eine Frau wiederzubeleben, verliebt sich Gunnar in die verzweifelt am Rand stehende Tochter. Aber wie nun eine Frau ansprechen, deren Mutter gerade gestorben ist? Wann kann er sie anrufen – sind drei bis fünf Tage genug? Und dann »Hallo, wir haben uns beim Tod deiner Mutter kennen gelernt. Sollen wir mal Eis essen gehen?«

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Zwei Fingerbreit überm Brustbeinansatz kommt der Handballen zu liegen. Keine Missverständnisse, bitte! Was sich wie Tipps aus einer Sexfibel für Erotikanfänger ausnimmt, ist nichts weniger als der Wiederbelebungsversuch bei einer älteren Dame mit Herzstillstand. Rettungssanitäter Gunnar und seine Kumpels kennen jeden Handgriff. Irritierend diesmal nur die verstörende Nahaufnahme der milchkaffeebraunen Beine der Tochter des Opfers, die Gunnars Rettungsmaßnahme ängstlich beobachtet. Konzentration, bitte! Adrenalin, Beatmungsschlauch und -- Exitus! Wie typisch, sich im unpassendsten aller Momente in Melanie, die Besitzerin der Beine verknallt zu haben. Auch nach Dienstschluss ist dem Retter keine Ruh vergönnt. WG-Erfahrene kennen diesen härtesten aller Prüfsteine: Im Zimmer nebenan hat Mitbewohnerin Sandra den x-ten Lover im Bett, während man selbst seit Monaten zu Trockenübungen verdammt ist. Gekeuche und Gestöhne dringen an Gunnars überreiztes Ohr, der, einsam die Fernbedienung knetend, die rührseligsten Stellen aus Die Brücken am Fluss anwählt und Milchkaffeeträume träumt.
Der umtriebige Medienderwisch Jörg Thadeusz (vielen bekannt als wohnungsschnüffelnder Außenreporter in der WDR-Kultsendung Zimmer frei), hat sich seiner Zeit als Rettungssanitäter bei der Johanniter Unfallhilfe erinnert. Herausgekommen ist eine zeitgeistig ironische, zuweilen seltsam gebrochene Mixtur aus duftiger Sommerlektüre und schaurigsten Katastrophenszenarios. Von anheimelnd klingenden Accessoires wie "Amputatbeutel, mittel und groß", sowie allerlei leckeren Magenspülgerätschaften umgeben, plagt den sympathischen Loser immer häufiger die Frage, ob, während um ihn herum die Edelkarrieren sprießen, sein blutiges Gewerbe wohl die ultimative Berufswahl war.
Soziales Rettungsnetz sind die Kumpels vom Rettungsteam, ein Chaosclub ähnlich verlorener Seelen mit Tendenzen zu derben Späßen und männerbündlerischen Ritualen. Bevor Gunnar zu seinem entscheidenden Einsatz während eines Popkonzerts gerufen wird (hier zeigt sich das Buch von seiner brutalsten Seite), werden wir mit allerhand erotischen Kapriolen und klug-witzigen Light-Philosophien versorgt. Als Gunnar schließlich noch zum Fernseh-Retter mutiert, wird jemand auf ihn aufmerksam. Könnte also alles noch gut werden! Gepflegte Urlaubslektüre, nicht unbedingt direkt vor Fahrtantritt zu empfehlen. --Ravi Unger

Über den Autor

Jörg Thadeusz, geboren 1968, Journalist, Moderator und Autor. Für seine Außenreportagen bei »Zimmer frei« erhielt er den Grimme-Preis. Er moderiert die Talksendung »Thadeusz« sowie mehrere Sendungen im RBB-Radio. Bei Kiepenheuer & Witsch erschien von ihm: »Rette mich ein bisschen« 2003; »Alles schön« 2004; »Aufforderung zum Tanz« (gemeinsam mit Christine Westermann) 2008 sowie »Die Sopranistin« 2011.
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Meine Meinung:
In meinen Augen ist dieser Roman sehr authentisch. Mein Lebensgefährte arbeitet selber im Rettungsdienst und dadurch bekomme ich da manchmal auch das ein oder andere mit und sämtliche Charaktere sind so Typen, wie du und ich, die mit dem alltäglichen Wahnsinn des Rettungsdienstes konfrontiert einen für den Otto Normalverbraucher manchmal recht derb und seltsam anmutenden Humor entwickelt haben, aber nur so können sie verhindern, dass sie angesichts mancher Situationen die Fassung oder gleich den Verstand verlieren.
Man folgt den Sanitätern und Notärzten zu den realistischen Notfällen und erlebt mit, dass auch unsere Retter in der Not manchmal erschreckend menschlich sind und ihre Gefühle mit ihnen tun, was sie wollen. Selbst wenn der Tod im Raum ist, ist Liebe auf den ersten Blick eben doch möglich.
Ich habe es genossen diesen Roman zu lesen, mitgelacht und mitgeweint, ob der unterliegenden Liebesgeschichte, die sich da zu entwickeln droht ^.~ , aber das Ende könnte jedem Kitschroman das Wasser reichen.
Von mir gibt es daher 3 von 5 Grisus, weil ich Kitschromane nicht mag.


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