Dienstag, 12. März 2013

[Rezension] Wüstenblume

Titel: Wüstenblume
Autor: Waris Dirie 
Taschenbuch: 356 Seiten 
Verlag: Knaur TB (1. April 2007) 
Sprache: Deutsch 
ISBN-10: 3426779781 
ISBN-13: 978-3426779781

Kurzbeschreibung:
Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt – ein Traum. Und ein Alptraum, denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten. In »Wüstenblume« bricht sie ihr jahrelanges Schweigen und erzählt ihre Geschichte. Heute kämpft sie als UNO-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung, die täglich 6000 Mädchen weltweit erleiden müssen. »Ich weiß, dass ›Wüstenblume‹ eine wichtige Botschaft hat, die von allen Menschen geteilt wird: die Achtung vor der menschlichen Würde.« Waris Dirie

Das Leben der aus Somalia stammenden Waris Dirie, das sie in ihrer Autobiographie Wüstenblume beschreibt, liest sich wie ein modernes Märchen vor exotischer Kulisse. Zu einem richtigen Märchen gehört auch eine gehörige Portion Grausamkeit und Gewalt und nicht zu vergessen, das Wichtigste: ein Happy-End.
Geboren wurde Waris in der Wüste Afrikas, zog mit ihrer Familie, einem Nomadenstamm, von Wasserstelle zu Wasserstelle, ständig im Kampf ums tägliche Überleben. Sie hütete die Tiere, und der erste grausame Einschnitt in ihre Welt der Kindheit war ihre Beschneidung mit fünf Jahren. Mit vierzehn wollte sie ihr Vater dazu zwingen, einen viel älteren Mann zu heiraten. Waris rebelliert und sieht keine andere Möglichkeit, als wegzulaufen, um ihrem Schicksal zu entkommen. Sie flieht in die Hauptstadt Mogadischu und bekommt die Chance, als Dienstmädchen mit dem somalischen Botschafter, einem Verwandten ihrer Mutter, nach London zu reisen.
Mit welcher Schlitzohrigkeit es Waris gelingt, nachdem ihr Onkel wieder zurück nach Somalia berufen wird, in London zu bleiben, sich ihr Überleben zu sichern, sogar britische Bürgerin zu werden, liest sich überaus amüsant. Ein Fotograf, der sie entdeckt hat, bekniet sie tatsächlich zwei Jahre lang, Aufnahmen von ihr machen zu dürfen.
Sie hat es ihrer ungeheuren Zähigkeit zu verdanken, die sie schon früh als Nomadenmädchen erlernt hat, daß sie mittlerweile zu den Topmodels der Modebranche gehört. Seit einiger Zeit setzt sie sich vehement als UNO-Sonderbotschafterin gegen die Genitalverstümmelung von Frauen ein, die sie selbst schmerzvoll erlitt. --Manuela Haselberger -- Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.
Quelle: Amazon

Meine Meinung:
Ich bin ein Mensch, der wirklich selten Autobiographien in die Hand nimmt, weil ich bei manchen Menschen den Eindruck habe, sie möchten sich nur selbst beweihräuchern und nicht wirklich von ihrem Leben erzählen. Bei Waris Dirie war das anders. Als Wüstenblume im Jahre 1998 erschien, war ich gerade 14 Jahre alt und man hörte überall von diesem Buch. Natürlich war ich neugierig und habe es mir dann irgendwann von einer Bekannten geliehen.
Ich muss zugeben, dass Buch hat mich schon damals gefesselt und nachdem ich jetzt nach Jahren das Bedürfnis hatte, dieses Buch noch einmal zu lesen, habe ich es mir dann bei rebuy.de gekauft. Heute Morgen nahm ich es dann in die Hand und in nicht einmal zwei Stunden, habe ich die Lebensgeschichte Waris Diries dann noch einmal verschlungen. Ich muss gestehen, ich bewundere sie für ihre Stärke. Sie hat Dinge durchgemacht, die man keiner Frau jemals wünscht. Ihr Leben als Nomadin in der Wüste war mit Sicherheit schon nicht einfach, aber dann auch noch im alter von fünf Jahren derart verstümmelt zu werden, nur weil sie sonst später nicht verheiratet werden kann. Das ist einfach unglaublich und ich schaffe es selbst jetzt, fünfzehn Jahre nachdem ich dieses Buch zum ersten Mal gelesen habe, noch immer nicht meine Erschütterung richtig in Worte zu fassen.
Aber trotz dieser Verstümmelung hat sie niemals aufgegeben. Sie hat dafür gekämpft ihren Weg im Leben gehen zu können und zwar auf ihre Art und Weise. Sie hat sich nicht mit einem fünfzig Jahre älteren Mann verheiraten lassen, sondern ist weggelaufen und schließlich mit Hilfe ihrer Familie nach London gekommen, wo sie unter widrigen Umständen lebt. Anders kann ich das Ganze nicht bezeichnen, denn das ihre Familie ihr es verwehrt Lesen, Schreiben und Englisch zu lernen verwehrt, finde ich einfach grausam. In dieser Zeit wird sie dann auch von einem Fotographen entdeckt und bleibt schließlich in England zurück, während ihr Onkel mit seiner Familie zurück nach Somalia geht. Von da an ist ihr Leben zunächst ein Auf und Ab. Sie arbeitet bei McDonalds um sich ein kleines Zimmer in einem YMCA leisten zu können, bevor sie schließlich beginnt zu modeln. Aufgrund der Tatsache, dass sie illegal in England ist und keinen gültigen Reisepass besitzt ist das ganz schön schwierig und sie gerät mit der Einwanderungsbehörde in Konflikt. Mehrfach heiratet sie die falschen Männer, um einen Reisepass zu bekommen, was ihr schließlich gelingt, sie aber auch in Schwierigkeiten bringt, da der zweite Mann, den sie heiratet, sie schließlich bedrängt und ihr vorhält dass sie sein braves Ehefrauchen zu sein hätte und ddas vor den Augen der Einwanderungsbehörde. Andererseits sorgt er damit auch für einen Reisepass, so dass sie nun endlich auch im Ausland modeln kann und ihre Karriere so richtig in Schwung kommt und sie sogar in einem James Bond Film mitspielt. Sie modelt zusammen mit Naomi Campell, als diese noch vollkommen unbekannt ist und auch mit Claudia Schiffer und anderen Berühmtheiten.
Es wird sogar eine Dokumentation vom BBC über sie gedreht, während deren Dreharbeiten sie sogar ihre Mutter wiedertrifft, was aufgrund von Ehemann Nummer 2 fasst scheitert, da dieser ihr ihren Reisepass schließt. Schließlich lernt Dirie in den USA ihren Traummann kennen und bekommt mit ihm einen Jungen namens Aleeke.
Während sie noch in England war, hat sie sich operieren lassen, damit sie es endlich leichter hat, während ihrer Periode und beim Urinieren. Es hat sie viel Überwindung gekostet sich einem weißen, männlichen Arzt anzuvertrauen und sich operieren zu lassen, aber letztendlich hat es ihre Lebensqualität wesentlich verbessert und sie schlußendlich darin bestärkt den Frauen in Afrika zu helfen über die Folgen der Genitalverstümmelung aufzuklären. Sie wurde Sonderbotschafterin bei der UN und kämpft jetzt für all die jungen Mädchen da draußen, denen das gleiche Schicksal droht wie ihr. Selbst in den westlichen Ländern sind die Mädchen nicht davor gefeiht, denn die Beschneiderinnen werden sogar eingeflogen, um dann reihenweise kleine Kinder zu verstümmeln, oder die Familien erledigen so etwas dann gleich in der Wohnung nebenan bei lauter Musik.
Fakt ist, es ist ein bewegendes Leben, welches Waris Dirie dort führt und es hat mich beeindruckt, wie sie sich ihrem Schicksal stellt, wie sie sich immer wieder hochkämpft und für ihre Ziele einiges in Kauf nimmt. Noch dazu hat sie einen sehr ansprechenden Schreibstil und man kann ihr gut nachfühlen, wie es ihr in vielen Situationen ging.
Von mir gibt es für dieses erschütternde Leseerlebnis 5 Grisus, denn ich finde, es braucht sehr viel Mut von einem solchen Schicksal zu erzählen und so mutig dagegen anzugehen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare sind immer gern gesehen, egal ob Lob oder Kritik, solange es im Rahmen bleibt. Danke.